ist der beste tag um über das meer nachzudenken

My Ship, My Castle

Es ist heiß oder feucht, nicht gerade sehr geräumig und so richtig gut schlafen kann ich an Bord auch nur selten. Aber es gibt dennoch keinen Wohnort, wo ich mich wohler fühle.

Ste­ward Geor­ge Cleve­land: “Gut geschla­fen, Sir?” Com­man­der Ernest Krau­se: “Ich konn­te an Bord noch nie gut schla­fen.” Ste­ward Geor­ge Cleve­land: “Und ich kann nir­gend­wo anders schlafen. “.

Die­ser Dia­log stammt aus dem sehens­wer­ten Kriegs­dra­ma “Grey­hound — Schlacht im Atlan­tik”, der die Gescheh­nis­se an Bord eines US Zer­stö­rers wäh­rend einer Schlacht mit deut­schen U‑Booten im 2. Welt­krieg zeigt. Mir geht es eben­so wie Kapi­tän Krau­se. Ich kann an Bord nicht wirk­lich gut schla­fen. Irgend­was ist immer da, um mei­nen Schlaf zu stö­ren. Ein Fen­der, der an die Bord­wand klopft, der Wind, der am Rigg rüt­telt, ein Fest­ma­cher, der knarrt oder eine Mücke, die sich ins Schiff geschli­chen hat. Und die Koje  auf unse­rer 31 Fuß kur­zen Stel­le Pola­re hat ja auch nicht gera­de King­si­ze Größe. 

Das tut aber der Tat­sa­che kei­nen Abbruch, dass ich mich an Bord unse­rer HR so wohl füh­le wie nir­gend­wo anders. Und ich habe schon eini­ges aus­pro­biert. Vier­zehn Mal habe ich bis­her mei­nen Wohn­sitz gewech­selt und dabei eini­ge Wohn­for­men aus­pro­biert: Wohn­ge­mein­schaft, Gar­çon­niè­re, Alt­bau­woh­nung, Loft, Haus mit Gar­ten, See­hüt­te. Umzie­hen ist ja eine durch­aus span­nen­de Sache, aber man muss auch immer eini­ges an Möbel von Immo­bi­lie zu Immo­bi­le schlep­pen. Und wie der Name schon sagt, Immo­bi­li­en sind recht unbe­weg­lich und im Gegen­satz dazu sind Möbel, ver­al­tet auch Mobi­li­en genannt, doch sehr fle­xi­bel. Viel­leicht füh­le ich mich mit der Wohn­form Kajü­te ja so wohl, weil sie mei­nem Hang, ab und zu den Wohn­sitz zu ändern, entgegenkommt.

Auf See ver­hält es sich näm­lich genau umge­kehrt als an Land, zumin­dest an Bord von klei­nen bis mit­tel­gro­ßen Yach­ten. Die Hül­le ist mobil und die Ein­rich­tung ist immo­bil. Ein Schiff ist also eine Mobi­lie, die mit Immo­bi­li­en gefüllt ist. Die Möbel, die man nor­ma­ler­wei­se so zum woh­nen braucht, Bett, Tisch, Sofa, Lam­pen, Schrän­ke und Rega­le sind auf unse­rem Schiff abso­lut unbe­weg­lich. Man bräuch­te schon Ham­mer und Brech­stan­ge, um sie zu bewe­gen. Nur der Nie­der­gang, also die klei­ne Trep­pe, die ins Schiff führt, kann tat­säch­lich weg­ge­nom­men wer­den. Dahin­ter ver­birgt sich der Motor, aber den wür­de man bei einer Immo­bi­lie an Land wie­der­um gar nicht brau­chen. Und die Tei­le hei­ßen an Bord auch ganz anders, ein Bett ist eine Koje, die Küche eine Pan­try, der Schreib­tisch eine Naviecke und das Regal ein Schapp. Dass das Gäs­te­bett Hun­de­ko­je heißt, lässt aller­dings kei­nen Rück­schluss auf man­geln­de Gast­freund­schaft von Yach­ties zu.

Aber man kann dar­aus schlie­ßen, dass es an Bord ein­fach kei­ne Möbel gibt. Und da ein soge­nann­ter Tape­ten­wech­sel an Bord auch schwie­rig ist, soll­te man beim Kauf der Yacht schon auch einen Blick auf die Ein­rich­tung wer­fen. Denn so beweg­lich auch das Schiff ist, so unbe­weg­lich ist die Ein­rich­tung. Wir haben jeden­falls genau den rich­ti­gen Stil für uns gefun­den und füh­len uns gran­di­os wohl. “My ship, is my castle!”.

“My cast­le is my ship!”, dach­te sich wohl Ceci­lie zu Meck­len­burg, Ehe­frau von Wil­helm von Preu­ßen und letz­te Kron­prin­zes­sin das deut­schen Kai­ser­reichs. Sie ließ sich auf ihrem Schloß Cäci­li­en­hof, das 1913 in Pots­dam gebaut wur­de, ein Kajü­ten­zim­mer ein­bau­en. Durch einen Schiffs­trep­pe betritt man den Raum, der mit einer wei­ßen Holz­ver­tä­fe­lung ver­klei­det ist. Die eben­falls wei­ße Holz­de­cke ist leicht gewölbt. Alle Möbel, bis auf Tisch und Stuhl, sind fix instal­liert und in der Mit­te des Zim­mers steht eine Mast­stüt­ze. Unter den Türen gibt es Was­ser­schen­kel und die Fens­ter stam­men von einem ech­ten Schiff.

Dass es im Kel­ler eine Maschi­ne gab, die Schiffs­lärm erzeug­te und das gan­ze Zim­mer schau­keln ließ, ist jedoch eine Legen­de. Schließ­lich soll man ja in der Kajü­te an Land in Ruhe schla­fen können.

mar

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