C’est grotesque, mit diesen zornigen Worten beendet der charismatische Mann mit der roter Mütze ein kurzes, energisches Interview. Der Mann ist der berühmte französische Meeresforscher Jaques Cousteau und was ihn so erzürnt, ist die groteske Lebensführung seiner Mitmenschen. Für Cousteau zählt der Ozean, die Freude an der Natur, das Zwitschern der Vögel. Die Menschen wollen immer mehr, stehen in der Früh 2 Stunden im Stau und haben keine Zeit mehr für nichts. Wir müssen den Sinn des Lebens ändern und nicht immer mehr an Quantität, sondern an Qualität produzieren.
Das Interview stammt aus 1977. Damals war ich 10 Jahre alt und Cousteau war ein Held. Mein Papa war passionierter Taucher und wir verbrachten unsere Urlaube mit einem kleinen Motorboot in Biograd, an der dalmatinischen Küste. In dem Fischerstädtchen gab es nicht viel, zwei Hotels und eine kleine Marina, eigentlich mehr ein Steg. Die Ausflüge in die wilde Inselwelt der Kornaten waren für mich und meinen Bruder ein großes Abenteuer. Zu den größten Erlebnissen gehörte es, wenn wir mit unserem Papa tauchen gingen. Ich hatte sogar einen eigenen Neoprenanzug zum Geburtstag bekommen und fühlte mich wie ein kühner Forscher aus dem Team Cousteaus. Dieses Eintauchen in die Unterwasserwelt, als Gast in dieser unberührten Welt sein zu dürfen, war eine prägendes Erlebnis für mich. Mein Papa drehte sich vorantauchend immer wieder um und formte Daumen und Zeigefinger zu einem “o”. Er wollte wissen ob bei mir alles ok sei und ich antwortete mit der gleichen Geste. Wir tauchten bis zu 10 Meter tief, ich hatte natürlich eine kleine Taucherflasche, mit der man nur kürzer unter Wasser bleiben konnte. Aber ich war so stolz, als hätten wir den halben Ozean erforscht.
1977 betrug die Weltbevölkerung 4 Milliarden Menschen, der Ausstoß an Treibhausgasen 16 Milliarden Tonnen und es gab 360 Millionen Autos. 2021 gibt es fast 8 Milliarden Menschen, über 1,2 Milliarden Autos und der Ausstoß an Treibhausgasen beträgt 36 Milliarden Tonnen. Die Erde hat unter einem rückschrittlichen wirtschaftlichen System, das auf Ausbeutung und Konsum beruht ihren Charakter schon drastisch verändert. Immer mehr kommt nun auch zutage, dass die Ozeane besonders leiden. Sie sind zu einer großen schmutzigen Müllhalde geworden und die Ökosysteme geraten aus ihrem Gleichgewicht. Meerestiere gehen mit Plastikmüll im Magen zugrunde. Wir lieben das Meer und wir sind auf seiner Oberfläche unterwegs, ohne uns immer dessen bewußt zu sein, dass ein gigantisches, unbekanntes Universum unter uns liegt, für das wir verantwortlich sind. Umweltschutz muss für uns SeglerInnen Pflicht sein.
Aber wir müssen unseren Blick nicht nur nach unten, sondern auch nach oben richten. Dort fliegen die Satelliten herum, die es uns ermöglichen, GPS Daten an Bord zu empfangen oder DIE GEZEIT online zu lesen. An die 5.000 Satelliten sind derzeit im Dienst und müssen sich den Orbit mit genau so vielen Satelliten außer Dienst oder was davon übrig ist, 9000 Raketenteilen und 4000 Teilen an sonstigem Schrott teilen. Bald wird es ein erhebliches Müllproblem im All geben.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Umwelt- und Klimaschutz für uns SeglerInnen oberste Pflicht ist?