Vor zwei Jahren traf uns das Coronavirus völlig überraschend und unvorbereitet und brachte eine kollektive gesundheitliche Gefahr und Einschränkungen unserer Freiheiten mit sich, die wir bisher nicht kannten und die wir eigentlich nicht für möglich gehalten hättenDas hatte praktisch auf alle Lebensbereiche Auswirkungen und natürlich auch auf das Segeln. Zahlreiche Crews hingen plötzlich irgendwo fest und waren mit Einreisebeschränkungen und Quarantänemassnahmen konfrontiert. Viele Eigner konnten nicht zu ihren Schiffen, Grenzen waren zu und Freizeitanlagen wie Marinas gesperrt. Unsere neu erworbene HR 312 wurde zwar am 16. März 2020 noch von Bremerhaven nach Koper transportiert, aber wir durften 3 Monate lang nicht in Slowenien einreisen. So hatten wir uns das natürlich nicht vorgestellt.
Dass solch einschneidende gesellschaftliche und gesetzliche Veränderungen in einer Demokratie natürlich zu heftigen Diskussionen und Kontroversen führen ist klar und richtig. Und auch die Rhetorik der Politik hat sich wahrnehmbar verändert. Dabei ist mir aufgefallen, dass Politiker, Ärzte und Kommentatoren überraschend oft Metaphern, Vergleiche und Spruchweisheiten mit einer Verbindung zur maritimen Welt verwendet haben.
Da wurde etwa gewarnt, dass ein Sturm aufzieht, dass wir alle Schotten dicht machen müssen, die Segel reffen sollten. Von einem durchgehend erhöhten Wellengang war die Rede, von einer Reeling, die uns davon bewahrt über Bord zu gehen, von einem anderen Wind, der nun weht und dass wir nun wohl hart gegen den Wind segeln müssen.
Da wurde an unseren Gemeinsinn appelliert und gewarnt, dass wir alle im selben Boot sitzen oder eben alle nicht im selben Boot sitzen, aber im selben Sturm segeln.
Und es wurde betont, dass unsere Kapitäne das Schiff nicht verlassen werden und sicher durch den Sturm zum sicheren Hafen navigieren werden. Denn sie kennen ja das Meer, das Schiff und die Mannschaft.
Aber warum haben sich solche oder ähnliche Vergleiche aus der Seefahrt in die Krisenkommunikation eingeschlichen? Sind unsere Politiker nun alle Schiffskapitäne mit Patent? War es wieder soweit, dass die Arche Noah vom Trockendock geholt werden muss? Oder eignet sich die Seefahrt ganz einfach sehr gut für einen deutlichen Wink mit dem Zaunpfahl?
Dass gerade in unsicheren Zeiten die Seefahrt als Bild herhalten muss liegt ganz einfach in der Natur der Sache, wie uns Friedrich Hegel, einer der wichtigsten Philosophen des Idealismus erläutert:
… das Meer gibt uns die Vorstellung des Unbestimmten, Unbeschränkten und Unendlichen und diesem Meer setzt der Mensch lediglich ein einfaches Stück Holz entgegen und verläßt sich, seinen gemachten Boden selbst mit sich führend, bloß auf seinen Mut und seine Geistesgegenwart.
mar