die besten filme für yachties – mach deine kajüte zum kino

The Poseidon Adventure, 1972

Die Höllenfahrt der Poseidon war mit eingespielten 125 Millionen Dollar nicht nur der wirtschaftlich erfolgreichste Film des Jahres 1973 sondern trug auch wesentlich zu dem Desasterfilm-Boom bei. Und es lohnt sich durchaus The Poseidon Adventure auch nach 50 Jahren noch im Hafenkino anzuschauen.

In den 1970er Jah­ren gab es unter den Pro­duk­tio­nen der gro­ßen Film­stu­di­os Hol­ly­woods eine Flut an Kata­stro­phen­fil­men. Erd­be­ben, Flug­zeug­ab­stür­ze, bren­nen­de Hoch­häu­ser oder Haie ver­brei­te­ten Schau­er, Schre­cken und Span­nung und Schau­spie­le­rIn­nen kämpf­ten um ihr Über­le­ben. Dass hier auch Schiffs­un­glü­cke einen loh­nen­den Plot abge­ben liegt in der Natur der Sache. Die Höl­len­fahrt der Posei­don war mit ein­ge­spiel­ten 125 Mil­lio­nen Dol­lar nicht nur der wirt­schaft­lich erfolg­reichs­te Film des Jah­res 1973 son­dern trug auch wesent­lich zu dem Desas­ter­film-Boom bei. Und es lohnt sich durch­aus The Posei­don Adven­ture auch nach 50 Jah­ren noch im Hafen­ki­no anzuschauen.

Die Geschich­te geht auf den 1969 ver­öf­fent­lich­ten und bis zur Ver­fil­mung eher erfolg­lo­sen Roman The Posei­don Adven­ture (Schiff­bruch / Der Unter­gang der Posei­don)  des ame­ri­ka­ni­schen Schrift­stel­lers Paul Wil­liam Gal­li­co zurück. Erzählt wird die letz­te Fahrt des Oce­an Liners Posei­don von New York nach Athen bevor, die­ser aus­ser Dienst gestellt wird. An Bord befin­det sich eine illus­tre Gesell­schaft auf dem Weg nach Euro­pa. Nach einem glück­lich über­stan­de­nen Sturm, gerät die Posei­don am Sil­ves­ter­abend, kurz nach Mit­ter­nacht in einen gewal­ti­gen Tsu­na­mi, der von einem See­be­ben vor Kre­ta aus­ge­löst wur­de, ken­tert und treibt nun mit dem Kiel nach oben. Die bei der Ken­te­rung teil­wei­se ver­letz­ten und gestor­be­nen Pas­sa­gie­re sind nun im Ball­saal der Posei­don ein­ge­schlos­sen, wo gera­de eben noch eine fröh­li­che Sil­ves­ter­ga­la im Gan­ge war. Der Groß­teil der Pas­sa­gie­re ver­harrt hier auf Ret­tung hof­fend, kommt aber durch ein­flu­ten­des Was­ser um. Eine Grup­pe von 10 Per­so­nen macht sich jedoch durch das Laby­rinth des am Kopf ste­hen­den Damp­fers auf den Weg um über den Motor­raum und eine beson­ders dün­ne Stel­le des Rumpfs bei den Schiffs­schrau­ben in die ret­ten­de Frei­heit zu kom­men. Nach einem Ren­nen gegen die Zeit und einer dra­ma­ti­schen Suche nach dem Aus­weg aus dem Schiff, der sozu­sa­gen die ent­schei­den­de inhalt­li­che Ebe­ne das Films aus­macht, gelingt einem Teil der Grup­pe die ersehn­te Ret­tung aus dem schwim­men­den Sarg. Sie wer­den die ein­zi­gen Über­le­ben­den des Unglücks sein.

Die Vor­la­ge für die Posei­don in dem Film ist das berühm­te Pas­sa­gier­schiff RMS Queen Mary. Sie wur­de für den Film als Modell nach­ge­baut und eini­ge Sze­nen wur­den auf der Queen Mary selbst gedreht. Sie war von 1936 bis 1967 vor allem für Atlan­tik­pas­sa­gen im Dienst, war als 1972 schon still­ge­legt. Heu­te dient sie als schwim­men­des Hotel. 1943 wur­de die 310 Meter lan­ge Queen Mary, sie war mit 4 Schrau­ben und einer 200.000 PS star­ken Maschi­ne aus­ge­rüs­tet, vor Schott­land von einer Mons­ter­wel­le getrof­fen, geriet in gefähr­li­che Schräg­la­ge und ken­ter­te fast. Die­ser Vor­fall inspi­rier­te Paul Gal­li­co zu sei­nem Roman. Aus­ser­dem soll es auf dem Schiff Geis­ter, etwa in Form eines jun­gen See­manns und eines Geis­ter­mäd­chens geben. Eine durch die Atlan­tic Para­nor­mal Socie­ty 2004 pro­fes­sio­nell durch­ge­führ­te Geis­ter­su­che konn­te aller­dings nichts fin­den. Im Film selbst sehen wir sehr viel von dem alten, ursprüng­lich im Art Deco Stil ein­ge­rich­te­ten Liner. Die Kabi­nen, das Brü­cken­deck, der Ball­saal, die alte Tech­nik ver­set­zen uns in eine ande­re Zeit. Ein schö­nes Detail ist etwa das Tele­fon das sich unter dem Tisch des Kapi­täns beim Fest­din­ner befin­det und über das er auf die Brü­cke geru­fen wird. Und der Chef­inge­nieur bringt es in einer Unter­hal­tung auf den Punkt: Das ist kein Schiff, das ist ein Hotel mit Bug und Heck. Das Set­ting war also schon zum Zeit­punkt des Drehs antiquiert.

Das ist aber auch klar, denn die Posei­don ist gera­de auf ihrer letz­ten Fahrt und soll nach der Ankunft in Athen ver­schrot­tet wer­den. In einem Sturm wird dann auch sicht­bar, dass es ein gro­ße Schwä­che gibt. Die Ree­de­rei hat ange­ord­net die Sta­bi­li­sie­rungs­tanks nicht zu flu­ten um Platz zu spa­ren und schnel­ler am Ziel zu sein. Hier kommt Pro­fit­gier als eine Ursa­che des Unglücks ins Spiel. Nun wer­den durch­aus humor­voll eini­ge Pas­sa­gie­re vor­ge­stellt, genau die Per­so­nen, die sich spä­ter gemein­sam auf die Suche nach einem Aus­weg machen. Besetzt ist der Film mit der ers­ten Gar­de des Hol­ly­wood­ki­nos. Die Cha­rak­te­re wer­den zwar dem Gen­re ent­spre­chend etwas kli­schee­haft dar­ge­stellt ver­mö­gen uns aber durch­aus in ihre Per­sön­lich­keit hin­ein­zu­zie­hen. Da wäre der cha­ris­ma­ti­sche Rever­end Scott, ein Geist­li­cher der wegen unor­tho­do­xen Ansich­ten nach Afri­ka ver­setzt wird. Der auf­brau­sen­de Detec­ti­ve Lieu­ten­ant Mike Rogo mit sei­ner Frau Lin­da, einer ehe­ma­li­gen Pro­sti­tu­ier­ten. Die ver­träum­te Sus­an Shel­by und ihr jün­ge­rer Bru­der Robin, die auf dem Weg sind, um ihre Eltern zu tref­fen. Bel­le und Man­ny Rosen, lie­bens­wür­di­ge pen­sio­nier­te jüdi­sche Händ­ler, die unter­wegs sind zum ers­ten Mal ihr Uren­kel­kind zu sehen. Der schüch­ter­ne, etwas unbe­hol­fe­ne Kurz­wa­ren­händ­ler James Mar­tin. Die Schiffs­sän­ge­rin Non­nie Par­ry, die mit ihrer Band, die aus­sieht als wäre sie gera­de aus Wood­stock gekom­men, gera­de den Auf­tritt für den Sil­ves­ter­abend probt.

Nach dem Ken­tern fin­det sich die­se Grup­pe, ergänzt durch einen Ste­ward unter Füh­rung von Rever­end Scott zusam­men um gemein­sam und gegen die Über­zeu­gung der übri­gen Über­le­ben­den, über den Maschi­nen­raum aus dem Schiff zu gelan­gen. Nun beginnt der lan­ge Weg durch das am Kopf ste­hen­de, in Trüm­mern lie­gen­de Schiff. Ein etwas über­dra­ma­ti­sier­ter aber durch­aus fes­seln­der und berüh­ren­der Kampf ums Über­le­ben beginnt. Es geht über zer­stör­te Schiffs­tei­le, bren­nen­de Schäch­te, enge Roh­re und unter Hin­der­nis­sen, die durch­taucht wer­den müs­sen. Hat­te der Film bis­her eher den Cha­rak­ter einer seich­ten ame­ri­ka­ni­schen Fern­seh­se­rie kommt jetzt die Klas­se des Films zum Tra­gen. Hier wird durch­aus nach­voll­zieh­bar und ein­dring­lich eine Extrem­si­tua­ti­on, die damit ver­bun­den Ängs­te und Hand­lun­gen und die Ver­zweif­lung dar­ge­stellt. Schließ­lich schaf­fen es nur sechs aus der Zeh­ner­grup­pe bis zur Rettung.

Der Film hat zwar einen Oscar für Spe­zi­al­ef­fek­te bekom­men, ist aber mei­len­weit vom sur­rea­lis­ti­schen Effekt­mas­sa­ker heu­ti­ger Kata­stro­phen­fil­me ent­fernt. Die Kame­ra ist immer sehr nahe an den Men­schen dran, es gibt über­ra­schen­de aber nach­voll­zieh­ba­re Wen­dun­gen und das am Kopf ste­hen­de Schiff schafft sehr über­ra­schen­de Per­spek­ti­ven, in wel­chen man sich zurecht­fin­den muss. 

The Posei­don Adven­ture hat sei­nen Platz in der Film­ge­schich­te gefun­den: “The Posei­don Adven­ture exem­pli­fies the dis­as­ter film done right, going down smooth­ly with rat­che­ting ten­si­on and a ter­ri­fic ensem­ble to give the peril a distres­sin­gly human dimen­si­on. Meta­cri­tic gave the film a score of 70 based on 10 reviews, indicating ”

Das zeigt auch, dass es 1979 eine weni­ger erfolg­rei­che Fort­set­zung gab und 2006 eine Neu­ver­fil­mung unter der Regie vom Hol­ly­wood-Groß­meis­ter Wolf­gang Petersen.