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Das Boot, 1981

Dass ein Film 40 Jahre nach seiner Premiere noch eine derart große Präsenz hat, unterstreicht, dass es sich dabei um ein Meisterwerk, einen Klassiker und einen der bedeutendsten Filme aus deutscher Produktion handelt. Es gibt zweifelsohne gigantischere Kriegsfilme und spektakulärere Actionfilme. Wolfgang Petersen schafft mit "Das Boot" jedoch das Kunststück, die Erfahrung, was Krieg für ein Individuum bedeutet, eindrücklich zu zeigen.

Dass ein Film 40 Jah­re nach sei­ner Pre­mie­re noch eine der­art gro­ße Prä­senz hat, unter­streicht, dass es sich dabei um ein Meis­ter­werk, einen Klas­si­ker und einen der bedeu­tends­ten Fil­me aus deut­scher Pro­duk­ti­on handelt.

“Das Boot” erzählt den Ein­satz des U‑Bootes U96 im 2. Welt­krieg. Der Hand­lungs­bo­gen spannt sich vom Vor­abend des Aus­lau­fens aus dem Bun­ker in La Rochel­le, Kampf­ein­sät­zen im Atlan­tik, dem erfolg­lo­sen Durch­bruch ins Mit­tel­meer bei Gibral­tar, bis zur Rück­kehr nach La Rochel­le, wo die U96 in einem plötz­li­chen Flug­zeug­an­griff ver­senkt wird.

Der Film kam 1981 ins Kino, wur­de als Serie in ver­schie­de­nen Ver­sio­nen im TV gezeigt und 1997  hat­te der Director’s Cut Pre­mie­re. 2018 wur­de der Plot aus­ser­dem als Fern­seh­se­rie mit 16 Epi­so­den neu ver­filmt. “Das Boot” gehört zu den abso­lu­ten Klas­si­kern in unse­rem Hafen­ki­no, vor allem lang­weilt er Dank sei­ner Dich­te und Span­nung auch bei der xten Wie­der­ho­lung nicht. Wir emp­feh­len auf jeden Fall den 208 Minu­ten lan­gen Director’s Cut. Das ist natur­ge­mäß auch die Lieb­lings­ver­si­on des Regi­seurs Wolf­gang Petersen.

Aber wor­in liegt nun die zeit­lo­se Qua­li­tät des Films? Es gibt zwei­fels­oh­ne gigan­ti­sche­re Kriegs­fil­me und spek­ta­ku­lä­re­re Action­fil­me. Wolf­gang Peter­sen schafft mit Das Boot jedoch das Kunst­stück, die Erfah­rung, was Krieg für ein Indi­vi­du­um bedeu­tet, ein­drück­lich zu zei­gen.  60 Mari­ne­sol­da­ten, vom Kapi­tän­leut­nant bis zum Maschi­nis­ten, haben, ein­ge­schlos­sen in einem schwim­men­den Sarg ihr indi­vi­du­el­les Schick­sal zu tra­gen. Und die Beset­zung der Rol­len ist ein Genie­streich: Otto San­der, Jür­gen Proch­now, Klaus Wein­mann, Her­bert Grö­ne­mey­er, Mar­tin Sem­mel­rog­ge, Uwe Och­sen­knecht, Erwin Leder, Sky du Mont, eine sol­che Kon­zen­tra­ti­on an schau­spie­le­ri­scher Leis­tung ist im deut­schen Kino bei­spiel­los. Der Groß­teil der Dar­stel­ler stand gera­de am Anfang einer Kar­rie­re. Was Peter­sen hier aus einer Beset­zung an Nach­wuchs­ta­len­ten an schau­spie­le­ri­scher Leis­tung schafft, ist ganz gro­ßes Kino.  Für eini­ge ist es wohl der bes­te Auf­tritt ihrer Karriere.

Das zieht sich über besof­fe­ne Offi­zie­re (Otto San­der), den des­il­lu­sio­nier­te Kapi­tän­leut­nant (Jür­gen Proch­now), den etwas nai­ven, von der Mann­schaft nicht akzep­tier­ten Mari­ne­be­richt­erstat­ter (Her­bert Grö­ne­may­er), einem zyni­schen (Mar­tin Sem­mel­rog­ge) und einem lini­en­treu­en Offi­zier (Huber­tus Beng­sch) oder dem Maschi­nis­ten Johann (Erwin Leder), der eine Panik­at­ta­cke hat und fürch­tet, vor das Kriegs­ge­richt zu kom­men. Er wird auch “das Gespenst ” genannt. Krei­de­bleich, mit Schweiß­per­len auf der Stirn und blut­un­ter­lau­fe­nen Augen ist er uner­müd­lich mit sei­nem Ohr an den Moto­ren. “Na, Johann, was spre­chen die Die­sel?”. “Die Die­sel sind zufrie­den, Herr Kaleu!”  Ein Detail, das die Rea­li­täts­nä­he noch unter­streicht ist, dass die Schau­spie­ler mit einem jeweils lokal gefärb­ten Akzent spre­chen. Johann ist zum Bei­spiel ein­deu­tig als Öster­rei­cher zu erkennen.

Dass hier eine so dich­te Ath­mo­sphä­re enstan­den ist, liegt auch dar­an, dass der Film tat­säch­lich im Inne­ren eines Ori­gi­nal­nach­baus gedreht wur­de. Und es gab für die Schau­spie­ler das Ver­bot, wäh­rend der Dreh­ar­bei­ten an die Son­ne zu gehen. Die Jugend­lich­keit der Crew ist natür­lich auch vom Dreh­buch vor­ge­ge­ben, denn die deut­schen U‑Boote waren ja tat­säch­lich mit Teen­agern voll­ge­stopf­te Mas­sen­grä­ber. Von 45.000 Besat­zungs­mit­glie­der auf deut­schen U‑Booten kehr­ten 35.000 nicht mehr heim, wird gleich im Intro erläutert.

Die Fra­ge nach der indi­vi­du­el­len Schuld in einem kol­lek­ti­ven dik­ta­to­ri­schen Sys­tem wird hier im Inne­ren eines Nazi U‑Bootes, dass die Auf­ga­be hat, Han­dels­schif­fe zu ver­sen­ken, abge­han­delt. Das Resul­tat ist einer der bes­te Anti­kriegs­film aller Zei­ten. Und die Erkennt­nis, dass nicht nur Wider­stand son­dern auch Gehor­sam an die Gren­zen der Psy­che füh­ren kann, wird in zahl­rei­chen Sze­nen ange­ris­sen ohne jedoch eine ein­deu­ti­ge Ant­wort zu geben. Ein Höhe­punkt ist, wenn am Gram­mo­phon “It’s a Long Way to Tip­pe­ra­ry” auf­ge­legt wird und die Besat­zung laut­hals mit­singt. Es han­delt sich bei dem Song um das Lieb­lings­lied bri­ti­scher Soldaten.

Das Dreh­buch geht auf Lothar-Gün­ther Buch­heims  Roman “Das Boot” von 1970 zurück. Buch­heim war im zwei­ten Welt­krieg als Kriegs­be­richt­erstat­ter an Bord des U‑Bootes U96 und schil­dert im Roman die Erleb­nis­se der Besat­zung des im Atlan­tik­krieg ein­ge­setz­ten Front­boo­tes. Ursprüng­lich woll­te Hol­ly­wood den Stoff ver­fil­men. Robert Red­ford war als Dar­stel­ler des Kaleu vor­ge­se­hen. Doch es gab gro­be Auf­fas­sungs­un­ter­schie­de mit dem Autor Buch­heim und so wur­de das Pro­jekt auf Eis gelegt. Der ori­gi­nal­ge­treue auf­wän­di­ge Nach­bau der U96 war aber bereits fer­tig­ge­stellt und lag auf dem Gelän­de der Bava­ria Stu­di­os in München.

1980 enga­gier­te die Pro­duk­ti­ons­fir­ma Bava­ria Film den Regis­seur Wolf­gang Peter­sen für die Ver­fil­mung des Romans und traf damit ins Schwar­ze. Peter­sen brach­te nicht nur die Schau­spie­ler an ihre Gren­zen son­dern die gan­ze Pro­duk­ti­on. Als der nicht tauch­fä­hi­ge Nach­bau  zu Aus­sen­auf­nah­men nach La Rochel­le trans­por­tiert wur­de, ließ es Petr­sen trotz Beden­ken samt Schau­spie­ler auf das offe­ne Meer hin­aus­brin­gen. Dort geriet man in einen uner­war­te­ten Sturm, das Boot brach aus­ein­an­der und die Dreh­ar­bei­ten ende­ten gera­de noch glimpf­lich. Peter­sen gelang durch sei­nen per­fek­tio­nis­ti­schen Auf­wand aber eine bis­her nicht gese­he­ne authen­ti­sche Ver­fil­mung. Hein­rich Leh­mann-Wil­len­b­rock, er war der tat­säch­li­che Kom­man­dant auf der U96 im 2. Welt­krieg, besuch­te per­sön­lich das Set auf den Bava­ria Stu­di­os und war beein­druckt. “Ja, so war es damals!”, war sein Ein­druck von den Dreharbeiten.

Die auf­wen­di­ge und sehr teu­re Pro­duk­ti­on wur­de ein Welt­erfolg, er war für 6 Oscars nomi­niert und leg­te den Grund­stein für Peter­sens Hol­ly­wood­kar­rie­re. Und dass der Erfolg bis heu­te andau­ert, liegt wohl dar­an, dass “Das Boot” dras­tisch ver­deut­licht, dass alle im glei­chen Boot sit­zen, egal ob man ande­re ver­senkt oder ver­senkt wird, vor Angst trau­ma­ti­siert am Mee­res­bo­den liegt oder ande­re mit den Tor­pe­dos dort­hin beför­dert. Im Krieg gibt es kei­ne Hel­den, nur Verlierer.