die besten filme für yachties – mach deine kajüte zum kino

Waterworld, 1995

Ein rostiger Trimaran, viel Meer, eine Liebesgeschichte und Gute und Böse die sich absurde Schlachten liefern.

Man kann zu die­sem futu­ris­ti­schen Action-Mär­chen ste­hen wie man will, aber eines zei­gen Water­world und der mit dem Wind tan­zen­de Kevin Cos­t­ner klar. Wenn ein­mal die Pol­kap­pen geschmol­zen sind und es nichts mehr gibt, außer Was­ser, ist man im Vor­teil, wenn man segeln kann. 

Was wir hier über 130 Minu­ten prä­sen­tiert bekom­men, ist ein post­apo­ka­lyp­ti­sches Dra­ma. Der Film beginnt, als die Apo­ka­lyp­se schon Rea­li­tät ist. Die Pol­kap­pen sind geschmol­zen und fast die gan­ze Erde steht unter Salz­was­ser. Wir dür­fen Zeu­gen wer­den, wie die Über­le­ben­den mit die­ser Situa­ti­on umge­hen. Und Cos­t­ner, der den Film pro­du­ziert hat und nach einem Streit mit dem Regis­seur Kevin Rey­nolds, auch teil­wei­se die Regie über­nom­men hat, macht dar­aus ein groß­ar­ti­ges, unter­halt­sa­mes, irr­wit­zi­ges End­zeit-Spek­ta­kel. Ein Film vol­ler absur­der Ideen und Situa­tio­nen, groß­ar­ti­ger Slaps­tik-Action und Schlacht­sze­nen von unglaub­li­cher Dyna­mik. Die Kos­tü­me sind eine Hym­ne auf die Far­ben Schlamm und Rost­braun und der Grund­te­nor ist von Iro­nie und Humor getra­gen. Und Cos­t­ner hat damit auch genau den rich­ti­gen Weg gewählt. Denn wür­de er uns zei­gen, wie das Leben nach einer sol­chen Kli­ma­es­ka­la­ti­on wirk­lich aus­se­hen wür­de, wäre das eine depres­si­ve Ange­le­gen­heit. Es wür­de näm­lich kein mensch­li­ches Leben mehr geben. Aber so haben wir es mit einem Hau­fen fata­lis­ti­scher Über­le­ben­der des Kli­ma­wan­dels zu tun, die in selt­sa­men Spra­chen, wie Pro­to­grie­chisch mit­ein­an­der reden, für die ein Topf voll Erde teu­rer wiegt als alles ande­re und die sogar schon wie­der zu Fischen zurück­mu­tie­ren. Und wir leben sehr gut mit der Bot­schaft, die uns das US Kino immer wie­der ger­ne mit­gibt: egal wie schlimm es kommt, irgend­wann ist Land in Sicht.

Natür­lich hat der Pro­du­zent Cos­t­ner dem Haupt­dar­stel­ler Cos­t­ner die Rol­le auf den Leib geschrie­ben. Der Gute, der sich als Böser tar­nen muss, damit er über das Böse siegt. Wöl­fe die heu­len, bei­ßen eben nicht. Ein Rol­le, die in Hol­ly­wood schon immer ger­ne gepflegt wur­de, von Hum­phrey Bogart bis John Way­ne. Hin­ter der rau­bei­nigs­ten Scha­le steckt meist der weichs­te Kern. 

Cos­t­ner spielt den Mari­ner, der mit Kie­men und Schwimm­häu­ten aus­ge­stat­tet auf sei­nem ros­ti­gen Tri­ma­ran den Oze­an durch­quert. Auf sei­nen Tauch­gän­gen fin­det er so aller­hand Schrott aus einer ande­ren Zeit. Er steu­ert ein künst­li­ches Atoll an um dort sei­ne Waren zu tau­schen. Ein wil­der Ort, den Hyro­ni­mus Bosch nicht bes­ser erfin­den hät­te kön­nen. Doch das Atoll wird von den Smo­kers, einer Ban­de schwach­sin­ni­ger Pira­ten, unter der Füh­rung Dea­cons ange­grif­fen. Sie sind auf der Suche nach dem Mäd­chen Elo­na, die auf ihrem Rücken die Kar­te mit dem Weg nach Dry­land, und damit nach dem ret­ten­den Para­dies, ein­tä­to­wiert hat. Der Mari­ner kann mit Elo­na und deren Adop­tiv­mut­ter Helen auf sei­nem Tri­ma­ran flüch­ten. Er gibt sich erst feind­se­lig und abwei­send gegen­über sei­ner Crew, taut aber durch die vor­lau­te Art Elo­nas auf und eine Lie­bes­ge­schich­te zwi­schen Mari­ner und Helen schiebt sich ins Gesche­hen. Doch die drei müs­sen noch eini­ge Schlach­ten mit den Smo­kers über­ste­hen, um schließ­lich an Bord eines absur­den Heiß­luft­bal­lons in Dry­land anzu­kom­men. Vor­erst herrscht Hap­py End.  Doch der Mari­ner kann sich mit dem seß­haf­ten Leben an Land nicht anfreun­den und sticht, unter all­ge­mei­nen Kro­ko­dils­trä­nen wie­der in See, wo sein wah­res Zuhau­se ist. 

Und die Moral von der Geschich­te? Ein wirk­lich auf­wän­di­ger Film mit viel wei­tem Was­ser und tol­len Sze­nen: Schon allein der Tri­ma­ran von Cos­t­ner wird immer wie­der spek­ta­ku­lär in Sze­ne gesetzt. Oder die Ban­de der Smo­kers, die auf einem abge­wrack­ten Öltan­ker Namens “Exxon Val­dez” ihr Lager auf­ge­schla­gen hat und die­sen wie eine Galee­re per Ruder bewegt. Oder der Tauch­gang des Mari­ners mit Helen, wo sie auf eine unter­ge­gan­gen Stadt mit Wol­ken­krat­zern sto­ßen. Auch die Sze­ne, als der Mari­ner an Land lei­det, weil er land­krank wird, läßt unser Sege­rIn­nen­herz höher schla­gen. Dazu kom­men mit Den­nis Hop­per als Pira­ten­chef, Jean­ne Tripp­le­horn als Helen oder Jack Bla­ke als Flug­zeug­pi­lot. noch groß­ar­ti­ge Schau­spie­le­rIn­nen, die ihre Rol­len mit viel Iro­nie und Gal­gen­hu­mor spi­cken. Eine klei­ne Kri­tik muss aber sein. Die Dreh­buch­au­to­ren hät­ten schon 1995 wis­sen kön­nen, dass man in Zukunft mit 50 Kno­ten auf Foils über das Was­ser segelt. Das hät­te noch sehr schö­ne Spe­zi­al­ef­fek­te gebracht.

Dass der Film an den Kino­kas­sen flopp­te und erst lang­sam das Pro­duk­ti­onbud­get von 100 Mil­lio­nen Dol­ler (der teu­ers­te Film sei­ner­zeit) ein­spie­len konn­te, ist nicht nach­voll­zieh­bar. Cos­t­ner galt daher lan­ge Zeit in Hol­ly­wood als Kas­sen­gift, also als finan­zi­el­les Hochrisiko.