die welt unter unserem kiel ist in bewegung

Lungenqualle

Rhizostoma pulmo

Qual­len  sind im Mit­tel­meer gene­rell auf dem Vor­marsch. Im April 2021 gab es zahl­rei­che Mel­dun­gen in den Medi­en, dass es vor Tri­est (Ita­li­en) eine wah­re Inva­si­on an Lun­gen­qual­len gibt. Und die Bil­der zei­gen tat­säch­lich einen gro­ßen hell­ro­sa, bläu­li­chen Quallenteppich.

Qual­len ver­meh­ren sich im Mit­tel­meer in den letz­ten Jah­ren stark. Sie pro­fi­tie­ren von der Über­fi­schung, da ihnen die Fein­de abhan­den kom­men, von der Erwär­mung der Mee­re durch den Kli­ma­wan­del und dem rei­chen Nah­rungs­an­ge­bot, durch die Über­dün­gung der Küstengewässer.

Die Inva­si­on im Golf von Tri­est ist wohl auf eine star­ke Mee­res­strö­mung zurückzuführen.

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Qual­len gehö­ren für uns ja nicht gera­de zu den Sym­pa­thie­trä­gern unter den Meers­be­woh­nern. Das kann aber nicht an ihren Aus­se­hen lie­gen, denn mit ihrem zar­ten, durch­schei­nen­den Schirm sind sie wun­der­schön anzu­se­hen, wenn sie schwe­re­los durchs Was­ser glei­ten. Auch ihr Name läßt sich durch­aus noch etwas poe­ti­scher for­mu­lie­ren, denn man kann sie statt banal Qual­len als Medu­sen bezeich­nen. Und Medu­sa war immer­hin die Toch­ter grie­chi­scher Meeresgottheiten.

Nein, dass wir Medu­sen nicht so nett fin­den liegt dar­an, dass sie zu den Nes­sel­tie­ren gehö­ren. Sie besit­zen Nes­sel­zel­len an den Ten­ta­keln. In die­sen Zel­len bil­den sie ein gif­ti­ges Sekret. Schwimmt ihnen nun eine brauch­ba­re Beu­te über den Weg und berührt die Zel­len, plat­zen die Nes­sel­kap­seln mit einem Druck von 150 bar auf und ein Nes­sel­fa­den mit dem Gift wird mit bis zu 70 kmh her­aus­ge­schleu­dert. Unter­stützt wird die­se hin­ter­lis­ti­ge Waf­fe noch mit einem dar­auf sit­zen­den Bohr­sta­chel. Mit dem Sekret betäu­ben sie ihre Beu­te und ihre Fein­de. Beim Men­schen kann das im schlimms­ten Fall zu Kreis­lauf­kol­laps und Atem­not füh­ren, häu­fig sind  bren­nen­de Haut­aus­schlä­ge, die einer leich­ten Ver­bren­nung ähn­lich sind.

Die in der Adria häu­fig ver­brei­te­te Lun­gen­qual­le  hat zwar auch ein gif­ti­ges Sekret, das ist aber für den Men­schen so gut wie gar nicht gefähr­lich. Sie ist im gesam­ten Mit­tel­meer, an der euro­päi­schen Atlan­tik­küs­te, im Ärmel­ka­nal und in der Nord- und Ost­see zu Hau­se. Sie gehö­ren zur Grup­pe der Wur­zel­mund­qual­len im Clan der Schirm­qual­len, sind durch­schnitt­lich 60 cm groß, kön­nen aber bis zu 90 cm wach­sen. Sie haben einen sehr präch­tig gewölb­ten Schirm und meis­tens acht Arme. 

Es ist sehr schön, den Medu­sen beim Schwim­men zuzu­se­hen. In einem ewi­gen Rhyth­mus zie­hen sie ihren Schirm zusam­men, sau­gen Was­ser ins Inne­re und sto­ßen es hin­ten wie­der aus. Mit die­sem Rück­stoß­prin­zip schaf­fen sie fast 5 Kno­ten. Dann ist aber Schluß und daher gehen sie auch oft mit der Strö­mung auf Rei­sen. Da stellt sich die Fra­ge, ob Qual­len Tag und Nacht so durchs Was­ser pum­pen. Nein, man hat ent­deckt, dass Qual­len auch am Mee­res­bo­den schla­fen. Mit dem Schirm nach unten und unten den Armen nach oben. Was klar zeigt, dass man zum Schla­fen nicht unbe­dingt ein Gehirn braucht. 

Es gibt übri­gens weib­li­che und männ­li­che Exem­pla­re. Und Qual­len besit­zen ein Sta­to­cys­ten genann­tes Gleich­ge­wichts­or­gan, wel­ches der Ori­en­tie­rung dient, man kann also davon aus­ge­hen, dass sie nicht see­krank werden.

Dass sich die Lun­gen­qual­le so stark ver­mehrt, liegt an ihrem Spei­se­plan, der aus Plank­ton besteht. Und davon gibt es eben immer mehr, weil es immer weni­ger Mee­res­tie­re gibt und der ins Meer gelang­te Dün­ger das sei­ne dazu tut. In Asi­en kom­men Qual­len als Sup­pe oder Salat auf den Tisch. In Däne­mark macht sich ein For­scher­team zur Zeit dar­an, aus der Ohren­qual­le Chips zu machen.

Qual­len schme­cken angeb­lich etwas knor­pe­lig, glit­schi­gen und sal­zig und ansons­ten nach nicht sehr viel. Also las­sen wir sie bes­ser im Meer und sor­gen dafür, dass sie wie­der mehr natür­li­che Fein­de bekommen.

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