Meeresorgel & Sonnengruß
23000 Zadar / Kroatien
Obala kralja Petra Krešimira IV45.64° N, 013.76°E
Die Marina Zadar, direkt nördlich der Altstadt gelegen läßt wegen der engen Liegeplätzen die Skipperherzen nicht unbedingt höher schlagen. Wenn man Glück hat bekommt man einen Liegeplatz im Vorhafen an der Außenmole, wo man immer noch sehr gut geschützt liegt. Dafür wird man aber man aber damit belohnt, dass man fast mitten im Zentrum dieser antiken Adriastadt mit seiner langen Geschichte und zahlreichen Sehenswürdigkeiten liegt. Eine der ältesten Sehenswürdigkeiten der dalmatinischen Stadt ist das römische Forum aus dem 3. Jahrhundert. Die jüngsten Sehenswürdigkeiten sind die Meeresorgel und der Sonnengruß auf der Uferpromenade. Diese zwei Installationen des kroatischen Architekt Nikola Bašić muss man sich unbedingt anschauen. Oder besser gesagt man muss dort verweilen und immer wieder zurückkehren. Denn die beiden Kunstwerke verändern sich andauernd mit dem Lauf der Zeit und dem Spiel der Wellen.
Zadar hat eine lange und sehr bewegte Geschichte. Die Stadt wurde schon im 7. Jahrhundert vor Christus besiedelt. Dann kamen die Römer. Im 7. Jahrhundert wurde Zadar die Hauptstadt der byzantinischen Region Dalmatien. Im 10. Jahrhundert wurde die Stadt von Kroaten besiedelt. Die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen Handelszentrum an der Adria., blieb aber umkämpft. Die Stadt kam zu Ungarn, wurde von Venedig belagert und erobert. Dann kam sie wieder zu Ungarn und wurde 1409 an Venedig verkauft und zu einer Festung ausgebaut. Bis 1797 blieb Zadar die Hauptstadt der venezianischen Doppelprovinz Dalmazia e Albania. Dann kam Zadar zu Österreich, kurz zu Frankreich und bis 1918 wieder zu Österreich. Nach dem ersten Weltkrieg kam Zadar zu Italien. Im zweiten Weltkrieg gab es heftige Luftangriffe mit starken Zerstörungen. Nach dem zweiten Weltkrieg kam Zadar zur jugoslawischen Teilrepublik Kroatien, die 1991 zur unabhängigen Republik wurde.
Die bewegte Geschichte hat natürlich auch immer Spuren im Stadtbild hinterlassen, wobei die Altstadt überwiegend vom venezianischen Baustil geprägt ist. Der Markuslöwe am erhaltenen Stadttor zeigt das deutlich. Im zweiten Weltkrieg wurde auch die alte Uferpromenade zerbombt und durch eine rohe Betonmauer ersetzt. Um die Jahrtausendwende machte man sich dann Gedanken über die Neugestaltung der Promenade und rief das Projekt nova riva ins Leben. Offenbar hat man in Zadar Übung im Wiederaufbau, denn die Promenade sollte nicht nur eine schöne Kaimauer bekommen, sondern etwas ganz Besonderes werden. Immerhin wurde diesem Ort von Alfred Hitchcock der schönste Sonnenuntergang der Welt bescheinigt: “Zadar hat den schönsten Sonnenuntergang der Welt, schöner als der in Key West, in Florida.”
Und um dem Ort neben dem Sonnenuntergang etwas einzigartiges zu geben, hat man mit dem kroatischen Architekten Nikola Bašić jemanden gefunden, der etwas vom Meer versteht. Er ist auf der vierzig Kilometer südlich von Zadar im Šibenik-Archipel gelegenen Insel Murter aufgewachsen. Bašić hatte die Idee, hier dem Meer und der Landschaft mit möglichst zurückhaltender Architektur zu begegnen und dem Ort ein Maximum an sinnlicher Erfahrung zu verleihen. Mit seiner Morske orgulje, seiner Meeresorgel hat er eine grandiose, fast unsichtbare Klanginstallation geschaffen. Am Boden der Promenade sieht man nur die runden Öffnungen von 35 Orgelpfeifen. Unterhalb des Meeresspiegels wird Wasser in 70 Meter lange Rohre geleitet, die in den Orgelpfeifen enden. So wird durch die Bewegung des Wassers, durch Wellen und die Gezeiten ein ständig wechselnder Luftdruck erzeugt, der die Orgelpfeifen in einer unendlichen Wasserkomposition erklingen läßt. Ganz egal wann man an der Promenade steht, immer begleitet einen diese wunderbare Mischung aus Walgesängen und Ambient Music.
2005 wurde die Promenade mit den schönen Stufen zum Meer und der Meeresorgel eröffnet und aus dem Ort wurde ein Magnet. Kein Wunder, der Blick auf das Meer nach Westen, begleitet von den sphärischen Klängen ziehen einen schnell in seinen Bann. Und obwohl es sich hier um ein Werk moderner Architektur handelt, kann man dem Ort ein gewisse Mystik nicht absprechen.
2008 wurde diese Symbiose von Meer und Klang noch durch den Himmel ergänzt. In der Sonnengruß genannten Lichtinstallation wurden verschieden große Kreise, die aus 300 mehrschichtigen Glaselementen bestehen, in den Boden eingelassen. Die Kreise stellen die Sonne und Planenten dar. Unter dem Glas befinden sich Solarmodule und kleine Leuchtelemente eingelassen. Mit der tagsüber gespeicherten Sonnenenergie wird hier nach Sonnenuntergang ein buntes Lichttheater in Gang gesetzt. Auch hier folgt man dem Rhythmus der Natur. Die Lichter bewegen sich nach einem vom Meeresforscher Maksim Klarin entwickelten Kalender der 2008 startete und 50 Jahre lang die Zeit zählen soll.